Bald wieder dritte Liga – schafft Preußen Münster den Aufstieg?

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Der deutsche Profifußball endet in der 3. Liga. Für nahezu alle Vereine ist es daher besonders wichtig, den Aufstieg aus der Regionalliga zu schaffen. Denn viele Vereine hätten das Potenzial für mehr sportlichen Erfolg und haben oft eine lange Vereinshistorie.

Auch wenn die Regionalligen nicht mehr zum Profifußball in Deutschland zählen, können Fans nichtsdestotrotz Live-Sportwetten bei einigen Anbietern platzieren. Das unterstreicht natürlich auch den Stellenwert der Liga. Zu besonderen Anlässen finden sich selbst in der Regionalliga mehr als 10.000 Zuseher in den Stadien wieder.

Der Aufwärtstrend scheint sich zu bestätigen

In der Saison 2019/20 musste Preußen Münster den bitteren Gang in die Regionalliga antreten und sich somit erstmals vom deutschen Profifußball verabschieden. Für den Verein natürlich eine bittere Realität, nachdem man sich über neun Saisons hinweg in der 3. Bundesliga behaupten konnte. Zwar hatten die Münsteraner nie die Ambition, in die 2. Liga aufzusteigen, ein Abstieg war aber auch nicht immer denkbar. Denn Preußen rangierte meist im oberen Tabellendrittel oder konnte sich zumindest im Mittelfeld der 3. Liga festsetzen. Nach einem soliden 8. Platz in der Saison 2018/19 rutschte das Team nur ein Jahr später um 10 Tabellenplätze ab und musste sich somit vom Profifußball verabschieden. Noch viele Fans erinnern sich an diesen Rückschlag. In 38 Partien konnten letztlich nur neun Siege erzielt werden.

Für den deutschen Traditionsverein war das aber längst kein Grund, in Selbstmitleid zu versinken. Ganz im Gegenteil hat sich das gesamte sportliche Umfeld darauf eingestellt, möglichst schnell wieder in die 3. Liga zurückzukehren. Während im ersten Jahr in der Regionalliga ein solider dritter Platz erzielt werden konnte, reichte es in der letzten Saison bereits zu Rang 2. Nur die schlechtere Tordifferenz trennte Preußen letzten Endes von der Rückkehr in den Profifußball. Die sportliche Konstante scheint sich nun in diesem Jahr aber fortzusetzen. Mit der 2. Mannschaft von Borussia Dortmund und Rot Weiß Essen sind die größten sportlichen Konkurrenten in die dritte Liga aufgestiegen, in der Hinrunde konnte man sich im Münster bereits einen komfortablen Vorsprung herausspielen.

Liga 3 – und dann?

Natürlich ist es noch zu früh für erste Prognosen, viele Experten prophezeien aufgrund der mangelnden Konkurrenz und der sportlichen Stabilität aber bereits jetzt eine Rückkehr von Preußen Münster in die 3. Liga. Sollte es tatsächlich so weit kommen, braucht es aber auch einen umfassenden Plan, um dort zu verbleiben. Denn der ständige Wechsel zwischen Profifußball und Amateurbereich ist eine organisatorische Katastrophe. Ein direkter Abstieg sollte dahingehend um jeden Preis verhindert werden. Durch den langjährigen Verbleib in Liga 3 kennt man die Gegebenheiten in Münster natürlich besonders gut.

Die Vereinsführung weiß, worauf es ankommt und wie sich der Verein langfristig wieder im Mittelfeld der 3. Liga etablieren könnte. Dabei wird es aber vor allem auch auf eine Stärkung des Kaders ankommen. Zwar ist Preußen Münster marktwerttechnisch das stärkste Team in der Regionalliga West, in Liga 3 würde sich das Team aber am anderen Ende der Statistik wiederfinden. Knapp über 3 Millionen Euro ist der Kader von Preußen derzeit wert. Auch wenn das Durchschnittsalter sich sehen lassen kann und der Kader aus einer Mischung aus alten Legionären und jungen Talenten besteht, würde es rein auf dem Papier nicht gut für die Kicker aus Münster aussehen.

Darum führt der Aufstieg in der Regionalliga West nur über Preußen Münster

Die Kaderplanung für die Saison 2022/23 ist Trainer Sascha Hildmann in Kombination mit Sportchef Peter Niemeyer voll aufgegangen. Denn im Sommertransferfenster haben sich einige Abgänge aufgetan, die es erst einmal abzufedern galt. Marcel Hoffmeier verließ den Verein in Richtung Paderborn, Robin Ziegele wechselte zu Zwickau und Dominik Klann nach Verl. Viele Fans haben die Abgänge zu Beginn der Saison kritisch gesehen, da auch zentrale Figuren den Verein verlassen hatten. Dass Neuzugänge wie Alexander Hahn, Bouchama oder auch Shaibou voll einschlagen, haben dabei die Wenigsten für möglich gehalten. Neben Preußen wurden dieses Jahr auch noch Teams wie Rot-Weiß Oberhausen, der Wuppertaler SV und die Kölner Fortuna als Aufstiegskandidaten gehandelt.

In der Hinrunde konnte sich aber lediglich Wuppertal an die Fersen der Münster Mannschaft heften. Für Oberhausen und Köln bräuchte es nach der Hinrunde schon fast ein kleines sportliches Wunder, um noch einmal als heißer Titelfavorit für die Saison 2022/23 gehandelt zu werden.

Dafür hat sich mit Mönchengladbach II aber ein Außenseiter in den Fokus gespielt. Die zweite Mannschaft der Borussen bestätigt nach BVB II und Freiburg II, dass sich die zweiten Teams der Bundesligisten immer mehr in den Fokus spielen und auch eine Regionalliga für sich entscheiden können. Dabei muss jedoch immer die hohe Fluktuation berücksichtigt werden. Nachhaltige Entwicklungen sind innerhalb der Mannschaft kaum möglich, da vielversprechende Spieler umgehend in die erste Mannschaft hochgezogen werden. Trotzdem muss man in Münster die Gladbacher im Auge behalten. Bleibt es bei der bisherigen Konstanz, dürften diese aber auch keine allzu große Konkurrenz darstellen.

Faszination Regionalliga

Die deutschen Regionalligen könnten hierarchisch auch als vierte Ligen angesehen werden. Dabei ist unumstritten, dass, abgesehen von England, in Deutschland die wohl spannendste vierte Liga der Welt ausgetragen wird. Denn trotz Semiprofessionalität und weiter Entfernung von der Bundesliga finden sich oft Tausende Fans in den Stadien, die ihre Vereine unterstützen. Neben der Regionalliga West gibt es mit Bayern, Südwest, Nordost und Nord vier weitere Regionalligen in Deutschland. Beheimatet sind darin zahlreiche Traditionsvereine wie Preußen Münster, Energie Cottbus, Alemannia Aachen oder auch die Würzburger Kickers. Vor allem in den Stadien von Aachen und Münster ist häufig mehr los als beispielsweise in der österreichischen Bundesliga.

Für die vielen Hobbykicker in der Liga ist dies natürlich eine unglaubliche Plattform. Denn nicht einmal alle Profis dieser Welt können vor Tausenden Fans und in vollen Stadien spielen. Die Faszination des Fußballs reicht in Deutschland tief bis in die Regionalligen. Jedoch ist dabei nicht immer alles eitel Sonnenschein. Dauerstreitthema ist vor allem der Aufstieg in die 3. Liga. Denn von fünf Meistern steigen nur vier Mannschaften auf. Vor allem im Norden herrscht diesbezüglich große Empörung. Denn während es im Westen und Südwesten einen fixen Aufsteiger gibt, müssen sich die anderen drei Regionalligen um zwei Aufstiegsplätze streiten. Was in diesem Fall gut für Preußen Münster ist, schadet im Endeffekt allen Regionalligen.